Samstag, 22. Dezember 2007

Weihnachtsbaum






















Ein schön geschmückter Weihnachtsbaum steht heuer in meinem Garten. Sogar die bunten Kugeln fehlen nicht. Mit der Tanne im Wohnzimmer werden wir uns anstrengen müssen, dass sie mithalten kann. Die Natur hat die Latte hoch gelegt.

Donnerstag, 23. August 2007

Am Feuer


























Wir sitzen am Feuer.
Es knackt und knistert zaghaft, will erst nicht so recht.
Es wandelt sich:
Vorsichtiges Kosten,
dann gieriges Lodern
bis zum selbstverständlichen, brennenden Dasein.
Ein wärmendes,
leuchtendes,
tanzendes,
sich ständig veränderndes Wesen spricht.
Es spricht eine Sprache, die nur das Feuer versteht.
Es ist sich selbst genug.
Und doch scheint ihm sein Spiegelbild zu gefallen,
das auf den Gesichtern der Menschen tanzt.

Über uns der Himmel offen.
Er zeigt sich in einer Farbe,
die keinen Namen hat und
weitet er sich nach oben in die unendliche geborgene Freiheit.
Umarmt von einem gezackten Kreis schwarzer Fichtenbaumwipfel,
der sich sanft bewegt mit dem Atem des Waldes.

Die Erde bedeckt ihre grasige Haut mit kühlem Schweiß aus abendlichem Tau.
Weich und verlässlich trägt sie uns in ihrer Hand.

Die Trommeln beginnen die Geschichten zu erzählen.
Geschichten vom Leben aus allen Zeiten.
Sie dringen in unsere Herzen,
schlagen Wellen im Meer unserer Gefühle,
wandeln sich mit dem Tanz des Feuers,
ziehen weiter ihre Wege,
fallen auf die Erde,
versinken in ihrer Tiefe,
steigen auf in die Freiheit des Himmels,
legen sich schlafen im Gedächtnis der Ewigkeit.

Mittwoch, 1. August 2007

Totschlag











Ich habe ihn getötet, im Affekt, aber nicht aus Versehen, sondern mit der klaren Absicht sein Leben für immer zu beenden.
Mein Tatmotiv:
Er hat mich zu sehr geliebt.
Zu sehr begehrt.
Ich habe diese Liebe nicht erwidert.
Es lag nicht daran, dass ich ihn nicht verstanden hätte.
Ich verstehe ihn sehr gut.
Aber ich konnte ihn nicht lieben.
Bei aller Liebe!
Nein, so kann ich das nicht sagen.
Ich habe mich ja nicht einmal bemüht, ihn zu lieben.
Allein seine Stimme zu hören, hat bei mir Alarm ausgelöst.
Wenn ich aus dem Halbschlaf durch seine zarte Berührung aufgeschreckt bin, und mit Entsetzen, ja mit Entsetzen festgestellt habe, dass es ihm gelungen ist unbemerkt in mein Schlafzimmer zu kommen.
Wenn er mir nachts zuflüsterte, dass mein Duft verlockend wäre.
Er war vollkommen besessen von seiner Begierde nach meinem Körper.
Meine Gefühle haben ihn nicht interessiert.
Er wollte sich nähren an meiner Lebenskraft.
Mit seinen Berührungen und seinem Flüstern hat er mich aus meinen schönsten Träumen gerissen.
Er konnte nicht genug kriegen.
Seine kleinen Bisse waren bestimmt nicht böse gemeint, aber mich haben sie von einer Sekunde auf die andere mit wilder Abscheu reagieren lassen.
Immer wieder hat er sich regelrecht an mir festgesaugt, wie ein Vampir.
Irgendwie habe ich ihn ja, wie gesagt, verstanden.
Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich vielleicht gleich gehandelt.
Ich fände mich auch verlockend, verführerisch, zum Anbeißen, vor allem in meiner nächtlichen, nackten, entspannten Wehrlosigkeit.
Aber ich war nicht in der Lage irgendetwas anderes als Ablehnung für ihn zu empfinden.
Je besser ich ihn verstand und mich in ihn einfühlen konnte, umso klarer wurde:
Er oder ich!
Mit wachsendem Verständnis für ihn wuchs auch meine Bereitschaft zu töten.
Einer von uns beiden musste gehen.
Es war MEIN Zimmer, MEIN Bett und er WOLLTE NICHT gehen.
Ich wollte nichts als schlafen,
allein
und er wollte nur mich.
Ich habe ihn aufgefordert, mein Zimmer zu verlassen.
Ich habe die Tür zum Flur geöffnet, das Licht dort eingeschaltet, damit er den Weg findet.
Ich habe ihm ganz klar zu vermitteln versucht, dass es gefährlich für ihn werden kann, nicht auf mich zu hören.
Ich habe ihn wild beschimpft und bin nicht stolz auf die Worte, die ich da verwendet habe.
Ich habe mit der Waffe in der erhobenen Hand gedroht.
Er hat sich nur kurz zurückgezogen.
Ich legte mich wieder hin und glaubte, er hätte endlich verstanden.
Da! Wieder seine Stimme!
Rücksichtslos und dreist flüsterte er, ich sollte mich nicht so zieren.
Das bringt das Fass zu Überlaufen.
Jetzt verteidige ich mich ohne Rücksicht auf Verluste.
Er will ja nicht hören.
Seine Gier beherrscht sein Handeln.
Er giert nach meinem Blut.
Er nimmt mein wiederholtes Nein nicht ernst.
Er will seinen Durst mit meinem Blut stillen.
Das bezahlt er mit seinem Leben.
Es ist nicht möglich ihn auf unblutige Weise los zu werden.
Ich erhebe meine Waffe wieder und schlage zu.
Stille, es ist vorbei.
Ich trauere nicht, seine Berührungen und seine Stimme fehlen mir nicht.
Keine Reue, nur Erleichterung.
Sein toter Körper, sein Blut mit meinem vermischt auf der zusammengefalteten Zeitung und an meiner Schlafzimmerwand.
Eine Moskitoliebe ist immer einseitig.
Es ist unerträglich von einem Moskito geliebt und begehrt zu werden.
Morgen wird die Wand neu gekalkt.
Ich habe jetzt einen Gelsenstecker.

Mittwoch, 11. Juli 2007

Wart oder die Ewigkeit




















Die Gegenwart ist immer.
Ist Jetzt das gleiche wie Ewigkeit?
Gegenwart!
Wogegen warten?
Oder ist sie das Gegenteil von Warten?
Sie ist immer da, also das Dasein.
Das Nachdenken über sie vertreibt sie in die Vergangenheit oder in die Zukunft, die niemals wieder oder niemals kommt.
Sie lässt sich nicht fassen weder in Gedanken noch in Worte.
Gedanken und Worte sind kompliziert und flüchtig, von Menschen erdacht und gemacht.
Die Gegenwart ist wahr und wirklich, immer.
Auch ohne Worte und ohne Gedanken.
Die Gegenwart ist einfach, einfach da, immer. Und weil es so einfach ist, ist es so schwer zu begreifen. Aber wenigstens treffend bezeichnen sollte man sie, so dass man sich gerne mit ihr anfreundet, wo sie doch immer da ist.
Die Bezeichnung ist wirklich alles andere als gelungen.
Das Wort "Gegenwart" hat Ähnlichkeit mit "Widerwart" und "Widerpart". Das englische Wort „wart“ heißt Warze. Ich bin auch gegen Warzen, sie sind hässlich und lästig. Unappetitlich, wenn sich unser deutsches Wort von da ableiten würde.
Aber ich finde keine sympathischere Abstammung. "Wart" ist grammatikalisch die Mitvergangenheit von "seid". Wörtlich hieße dann Gegenwart: Gegen euer Dasein. (Genauer gegen euer gewesen sein)
Das darf doch wohl nicht wahr sein!
(Der Reim ist unabsichtlich und wenn sich jemand durch ihn gestört fühlt, dann entschuldige ich mich in aller Form)
Aber wie widerwärtig arm ist unsere Sprache, dass sie für das "Jetzt" kein treffenderes Wort parat hat?
Was hat ein so negativ besetzter Wortteil wie "gegen" in einem Wort verloren, das so wichtig ist? Ein Wort das bezeichnet, womit oder besser worin wir unser gesamtes Leben verbringen. "Gegen" bezeichnet eindeutig eine Haltung des Widerstandes.
Ist das der Grund, warum es so schwer ist in der "Gegenwart" Frieden zu finden. Daher schwelgen oder hadern wir in oder mit Erinnerungen an Vergangenes. Daher hoffen wir auf- oder fürchten die Zukunft, die ja doch nie kommt. Anstatt uns breit zu machen und uns wohl zu fühlen in der Widerwart, pardon Gegenwart natürlich.
Also ich sage noch einmal: So ein blödes Wort! Ich bin dagegen, dass das bleibt.
Diese widerwärtige Bezeichnung muss geändert werden! Jetzt! Sofort! Augenblicklich! Gegenwärtig!
Der Zeitwart und der Sprachwart sind aufgefordert hier einzugreifen.
Ich warte!
Und ich bin (da)gegen, dass das noch ewig dauert.

Montag, 2. Juli 2007

Zeitmanagement
















Manche Menschen sind so perfekte Zeitmanager, dass sie absolut nichts versäumen, außer das Leben.

Samstag, 30. Juni 2007

Ich bin ein Glückspilz!!



Heuer zu Silvester hat mir Amadea ein Glücksschweinchen geschenkt, aus Marzipan. Ich hab’s noch nicht gegessen. Marzipan schmeckt mir nicht und es ist zum Glück bringen da, nicht zum Essen. Ein verdautes Marzipanschwein kann doch kein Glück mehr bringen aus dem Kanal oder von der Kläranlage aus. Das ist doch klar oder. Klar wie das Wasser im Abfluss der Kläranlage.
Aber ungegessen wirkt es das Schwein. Langsam aber es wirkt. Des Glückschweins Mühlen mahlen langsam aber sicher!!
Vor drei Wochen hat mir Amadea ein Glücksmail geschickt, vom Dalei Lama persönlich ist es über ein paar andere Leute zu Amadea und dann direkt in mein Postfach gekommen. Ich hab das natürlich an alle Adressen in meinem Verzeichnis weitergeschickt (das sind über hundert).
Auch ans Finanzamt und ans Schulamt und an die Landesregierung, denn auf so hohen Stellen können die sicher jede Menge Glück gebrauchen und weiterleiten. Die haben ja noch viel mehr Mailadressen als ich. Da potenziert sich das Glück bis ins unendliche!!
Ja, und das bekomme ich jetzt intensivst zu spüren!
Vor einem Jahr hatte war ich auf einer Party für ein ausgeklügeltes Schlafsystem. Hab da den Ferrari unter den Matratzen Probe gefahren und die leichteste, intelligenteste temperaturregelndste Tuchent auf meiner Haut spüren dürfen. Letzte Woche hat mich eine Vertreterin genau dieser Firma angerufen, dass ich ausgewählt wurde (vom Computer per Zufallsgenerator!! Glück!! E schon wissen?!). Ich hab die Gelegenheit möglichst viele Leute zu mir nach Hause einzuladen, zu bewirten, und die dürfen dann auch alle Probe liegen im Ferrari und Probe zudecken und ich bekomm so eine Luxusdecke geschenkt! Also so ein Glück!! Probe fahren werde ich natürlich auch noch einmal. Das steht fest!!
Aber das ist noch lange nicht alles. Vorgestern hab ich mir ein Millionenradlos gekauft. Hab ich vorher noch nie gemacht, aber jetzt wo ich auf der Glücksstraße bin muss ich natürlich solchen Gelegenheiten eine Chance geben. Ich hab gewonnen!!! Ja, ich hab die Chance, wenn ich den Abschnitt an den ORF schicke, dass mein Los von dem netten Fräulein in der Show, die mit dem kurzen Rock und den schönen Beinen, gezogen wird!! Und dann darf ich viele Freunde von mir einladen, dass sie mit mir, auf meine Kosten versteht sich, nach Wien ins Fernsehstudio fahren und mir dann auch alle gute Ratschläge geben können, was ich mit meinem Gewinn machen soll.
Ich bin noch immer nicht fertig! Ich habe zwei Gmx Mailkonten. Bei BEIDEN!!! Ja bei allen zwei war ich der 10 000 000ste Nutzer heuer (da muss sich jemand verzählt haben, sonst gäbe es das ja nicht, aber bitte nicht weitersagen!) und hab die Chance eines von drei Cabrios zu gewinnen. Beide Male bin ich schon in die nächste Spielrunde vorgerückt, sodass ein Gewinn bereits garantiert ist. Das Mindeste ist, dass ich ein Reise gewonnen habe zum supergünstigen Preis, ich weiß noch nicht wohin, aber fast geschenkten Gäulen schaut man nicht in die Mäuler, oder? Und außerdem wurde ich schon zweimal angerufen (ich habe natürlich auch meine Telefonnummer angegeben, denn ich will ja erreichbar sein fürs Glück), dass ich aufgrund der Teilnahme an diesem Spiel aus 120 Kandidaten ausgewählt wurde für die Möglichkeit der Teilnahme an der deutschen Klassenlotterie, die mit dem Jauch, ja das haben beide Männer am Telefon gesagt, die mit dem Jauch. Ich brauch nur jeweils eine Abbucherlaubnis von meinem Bankkonto erteilen und dann jeweils 66 Lose kaufen (das sind insgesamt dann 132 Lose), dann steht meinem Glück und meinem Reichtum nichts mehr im Wege. Ja nicht einmal selber kaufen brauch ich sie, die buchen das ja einfach ab.
Ich hab mir jetzt einen neuen Laptop gekauft, den kann ich problemlos mitnehmen beim Flug in die Karibik. Vor meinem Bungalow parkt dann mein hochglanzpoliertes neu gewonnenes Cabrio.
Und ich schreibe von dort aus meine Geschichten für den Blog, wenn ich nicht gerade Wellenreiten bin oder am weißen Strand spazieren gehe. Also ich bin der Amadea und dem Dalei Lama ja so dankbar.
Es dauert nicht mehr lang ich melde mich dann nächste Woche aus der Karibik.

Mittwoch, 27. Juni 2007

Sittenverfall!


Sei wie das Veilchen im Moose, bescheiden, sittsam und rein!
nicht wie die stolze Rose,
die stets bewundert will sein.

Diese sinnreichen Zeilen wurden mir als ich ein kleines Mädchen war ins Poesiebuch "gepostet".
Ich habe damals nicht wirklich gewusst, was da gemeint ist. Schön sein ist unmoralisch? Welche Sittengesetze gelten bei Blumen? Gib dich nicht gleich jeder beliebigen Biene oder jedem dahergeflogenen Schmetterling hin oder wie. Von der Bescheidenheit und Reinheit von Veilchenabsichten, braucht mir keiner was erzählen! Wer so duftet wie die Veilchen, will nicht nur bewundert werden, der geht aufs Ganze! Der will nur das Eine, da bin ich ganz sicher!!
Also mein Garten ist der Inbegriff der Unmoral und des Niederganges der guten Sitten. Die schlimmsten überhaupt sind die Mohnblumen, da stehen sie da so scheinheilig und klein, dabei machen sie die Bienen und Schmetterlinge ganz "deppert".

Man behauptet immer, Bienen sind tugendhaft!
Von wegen! Fleiß wird ihnen nachgesagt? Das soll man glauben, dass Fleiß sie von Blüte zu Blüte treibt? Also ehrlich dieses Summen und Surren, das ist kein Arbeitslied, das hört doch jeder, das ist der Ausdruck purer Lust um nicht zu sagen Lüsternheit. Bienen haben überhaupt kein Schamgefühl und kennen keine Diskretion. Sie scheren sich einen Dreck um Tugend und Moral. (Recht haben sie)
Flagranti ist keine italienische Stadt, es ist vor meinem Haus in meinem Garten!



Die Moral von der Geschichte:
Sei wie die Rose:
schön, duftend und stolz und wunderbar.

Donnerstag, 14. Juni 2007

Achte auf deine Gedanken,











heißt es nicht nur in esoterischer Literatur.
Auch viele Philosophen vertreten diese Ansicht.
Ja, ich bin auch der Meinung, dass man achtsam sein soll, was man denkt.
Nein, es ist nicht meine Meinung,
es ist meine Überzeugung,
ja sogar Erfahrung,
dass Gedanken große Wirkung haben.

Wenn ich mich zum Beispiel in Gedanken ärgere, dann geht es mir schlecht.
Manchmal ärgere ich mich ganz wild, dann geht es mir ganz wild schlecht.
Über drüber schlecht geht es mir dann.
Bauchweh, Schweißausbruch, Knie zittern, Übelkeit können auftreten.
Da ich ja reflektiert bin, weiß ich, dass solche Gedanken und Gefühle sozusagen selbstgewählter, negativer Luxus sind und ich einfach aussteigen kann aus diesem masochistischen Wahnsinn.
Da tritt unmittelbar nach der Wahrnehmung dieses schädlichen Mechanismus die nächste Wirkung in Kraft.
Ich ärgere mich nicht mehr über den Anlass des Ärgers.
Ich ärgere mich darüber, dass ich mich ärgere.
Das verstärkt meine Qualen.
Die körperlichen Symptome potenzieren sich gegenseitig.
Die können das hervorragend!
Und es kommt noch etwas Neues dazu.
Ich beginne Stimmen zu hören.
Und meine eigene Stimme schließt sich ihnen an.
Das ergibt einen Chor.
Keinen schönen, aber einen kräftigen, lauten.
Jegliche Schelte, die ich in meiner Vergangenheit über irgendein Fehlverhalten meinerseits abbekommen habe, wird von meinem ausgezeichnet funktionierenden Gedächtnis aktualisiert, revitalisiert und reaktiviert.
Die mehrmals wöchentliche Wiederholung bewirkt eine Art Training, sodass dieser Vorgang immer schneller und stärker spürbar abläuft.
Mein Ärger ist fit wie ein Turnschuh, blitzschnell und konditionsstark.
Mein innerer Wächter allerdings, der die Gedanken kontrolliert, der hält nichts vom Konditionstraining.
Ein fauler Sack ist er.
Dick und fett und langsam!!
Viel zu langsam für meine Gedanken.
Mein Ärger wäre Geschwindigkeitsweltmeister, gäbe es solche Bewerbe.
Mein Wächter könnte höchstens an Special Olymipcs teilnehmen,
als Chipsverkäufer in den Zuschauerrängen.
Er ärgert mich so!!!

ALLES NUR FÜR IHN















Er ist da, seit ich denken kann.
Nein, mein Bruder ist er nicht.
Ich hab fünf Schwestern.
Er ist auch nicht mein Papa und nicht mein Onkel.
Er ist nicht mit mir verwandt. Ich weiß nicht wie er ausschaut.
Aber er ist da, seit ich denken kann.
Ich hab früher immer geglaubt, dass meine Mama ihn lieber mag als uns Kinder.
Sie hat sich sehr große Mühe gegeben, ihm alles Recht zu machen.
Einmal kann ich mich erinnern, dass sie für ihn ganz allein einen riesigen Topf Gulasch gekocht hat.
Wir haben nichts davon bekommen, meine Schwestern, mein Papa und ich.
Auch Mama hat nichts davon gegessen.
Dabei mögen wir alle so gern Gulasch.
Es hat ein wenig angebrannt gerochen.
Deshalb war ich nicht ganz so neidisch.
Er ist sehr anspruchsvoll.
Ist er schon immer gewesen.
Meine Mama hat täglich für ihn besonders schön aufgeräumt, unsere Wäsche gewaschen, glatt gebügelt.
Obwohl wir Kinder gar nicht so großen Wert auf die Ordnung und die Sauberkeit gelegt haben. Meine Mama hat immer wieder einmal betont, dass sie alles nur für IHN gemacht hat.
Ich hab mich oft gewundert, dass mein Papa nicht eifersüchtig auf ihn war.
Als ich sieben Jahre alt war, hat ein schreckliches Hagelunwetter alle Pflanzen in unserem Garten zerstört.
Mama hat damals geweint und gestanden, dass sie den schönen Salat, die vielen Blumen und überhaupt alles nur für IHN gepflanzt hatte.
Manchmal hat sie mich richtig geschimpft wegen IHM.
Das ist der Grund, warum ich IHN eigentlich nie so richtig gemocht habe.
Mittlerweile bin ich Mutter von vier Kindern, und ER lebt jetzt nicht mehr bei meinen Eltern, er ist mir gefolgt.
Ohne mich zu fragen.
Ich mag ihn immer noch nicht.
Ich wasche, und putze, zwar nicht so konsequent wie Mama, aber ich weiß ja dass ER außer mir der einzige ist, der es bemerkt, wenn alles sauber und blitzblank ist.
Manchmal koch ich auch für ihn, nicht sehr oft, aber es kommt vor.
Vor allem sind es neue Gerichte, die aufwändig zuzubereiten sind.
Ich gebe mir dabei richtig Mühe und bin dann schon enttäuscht, wenn meine Kids die Nase rümpfen, sich etwas aus dem Kühlschrank holen und sogar ich feststellen muss, dass es auf dem Bild im Kochbuch besser ausgeschaut hat, als es schmeckt.
Dann geh ich auch zum Kühlschrank und weiß, dass ich wie meine Mama schon wieder einmal etwas „nur“ für IHN gekocht hab.
Er heißt übrigens Hugo und vieles in meinem Haus mache ich wirklich NUR FÜR IHN!!
Gott sei Dank hat er wenigstens einen halbwegs gesellschaftsfähigen Namen.
Meine Nachbarin hat Zwillinge von seiner Sorte, die heißen Arsch und Friedrich.
Meine Freundin hat eine Katze und ein Bekannter besitzt ein Aquarium mit Fischen.
Die armen Tiere haben nicht einmal Namen, sie werden "die Katz" und "die Fisch"gerufen.
Nein, wenn schon dann Hugo, auch wenn mir keiner seiner Artgenossen wirklich sympathisch ist.