Donnerstag, 23. August 2007

Am Feuer


























Wir sitzen am Feuer.
Es knackt und knistert zaghaft, will erst nicht so recht.
Es wandelt sich:
Vorsichtiges Kosten,
dann gieriges Lodern
bis zum selbstverständlichen, brennenden Dasein.
Ein wärmendes,
leuchtendes,
tanzendes,
sich ständig veränderndes Wesen spricht.
Es spricht eine Sprache, die nur das Feuer versteht.
Es ist sich selbst genug.
Und doch scheint ihm sein Spiegelbild zu gefallen,
das auf den Gesichtern der Menschen tanzt.

Über uns der Himmel offen.
Er zeigt sich in einer Farbe,
die keinen Namen hat und
weitet er sich nach oben in die unendliche geborgene Freiheit.
Umarmt von einem gezackten Kreis schwarzer Fichtenbaumwipfel,
der sich sanft bewegt mit dem Atem des Waldes.

Die Erde bedeckt ihre grasige Haut mit kühlem Schweiß aus abendlichem Tau.
Weich und verlässlich trägt sie uns in ihrer Hand.

Die Trommeln beginnen die Geschichten zu erzählen.
Geschichten vom Leben aus allen Zeiten.
Sie dringen in unsere Herzen,
schlagen Wellen im Meer unserer Gefühle,
wandeln sich mit dem Tanz des Feuers,
ziehen weiter ihre Wege,
fallen auf die Erde,
versinken in ihrer Tiefe,
steigen auf in die Freiheit des Himmels,
legen sich schlafen im Gedächtnis der Ewigkeit.

Mittwoch, 1. August 2007

Totschlag











Ich habe ihn getötet, im Affekt, aber nicht aus Versehen, sondern mit der klaren Absicht sein Leben für immer zu beenden.
Mein Tatmotiv:
Er hat mich zu sehr geliebt.
Zu sehr begehrt.
Ich habe diese Liebe nicht erwidert.
Es lag nicht daran, dass ich ihn nicht verstanden hätte.
Ich verstehe ihn sehr gut.
Aber ich konnte ihn nicht lieben.
Bei aller Liebe!
Nein, so kann ich das nicht sagen.
Ich habe mich ja nicht einmal bemüht, ihn zu lieben.
Allein seine Stimme zu hören, hat bei mir Alarm ausgelöst.
Wenn ich aus dem Halbschlaf durch seine zarte Berührung aufgeschreckt bin, und mit Entsetzen, ja mit Entsetzen festgestellt habe, dass es ihm gelungen ist unbemerkt in mein Schlafzimmer zu kommen.
Wenn er mir nachts zuflüsterte, dass mein Duft verlockend wäre.
Er war vollkommen besessen von seiner Begierde nach meinem Körper.
Meine Gefühle haben ihn nicht interessiert.
Er wollte sich nähren an meiner Lebenskraft.
Mit seinen Berührungen und seinem Flüstern hat er mich aus meinen schönsten Träumen gerissen.
Er konnte nicht genug kriegen.
Seine kleinen Bisse waren bestimmt nicht böse gemeint, aber mich haben sie von einer Sekunde auf die andere mit wilder Abscheu reagieren lassen.
Immer wieder hat er sich regelrecht an mir festgesaugt, wie ein Vampir.
Irgendwie habe ich ihn ja, wie gesagt, verstanden.
Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich vielleicht gleich gehandelt.
Ich fände mich auch verlockend, verführerisch, zum Anbeißen, vor allem in meiner nächtlichen, nackten, entspannten Wehrlosigkeit.
Aber ich war nicht in der Lage irgendetwas anderes als Ablehnung für ihn zu empfinden.
Je besser ich ihn verstand und mich in ihn einfühlen konnte, umso klarer wurde:
Er oder ich!
Mit wachsendem Verständnis für ihn wuchs auch meine Bereitschaft zu töten.
Einer von uns beiden musste gehen.
Es war MEIN Zimmer, MEIN Bett und er WOLLTE NICHT gehen.
Ich wollte nichts als schlafen,
allein
und er wollte nur mich.
Ich habe ihn aufgefordert, mein Zimmer zu verlassen.
Ich habe die Tür zum Flur geöffnet, das Licht dort eingeschaltet, damit er den Weg findet.
Ich habe ihm ganz klar zu vermitteln versucht, dass es gefährlich für ihn werden kann, nicht auf mich zu hören.
Ich habe ihn wild beschimpft und bin nicht stolz auf die Worte, die ich da verwendet habe.
Ich habe mit der Waffe in der erhobenen Hand gedroht.
Er hat sich nur kurz zurückgezogen.
Ich legte mich wieder hin und glaubte, er hätte endlich verstanden.
Da! Wieder seine Stimme!
Rücksichtslos und dreist flüsterte er, ich sollte mich nicht so zieren.
Das bringt das Fass zu Überlaufen.
Jetzt verteidige ich mich ohne Rücksicht auf Verluste.
Er will ja nicht hören.
Seine Gier beherrscht sein Handeln.
Er giert nach meinem Blut.
Er nimmt mein wiederholtes Nein nicht ernst.
Er will seinen Durst mit meinem Blut stillen.
Das bezahlt er mit seinem Leben.
Es ist nicht möglich ihn auf unblutige Weise los zu werden.
Ich erhebe meine Waffe wieder und schlage zu.
Stille, es ist vorbei.
Ich trauere nicht, seine Berührungen und seine Stimme fehlen mir nicht.
Keine Reue, nur Erleichterung.
Sein toter Körper, sein Blut mit meinem vermischt auf der zusammengefalteten Zeitung und an meiner Schlafzimmerwand.
Eine Moskitoliebe ist immer einseitig.
Es ist unerträglich von einem Moskito geliebt und begehrt zu werden.
Morgen wird die Wand neu gekalkt.
Ich habe jetzt einen Gelsenstecker.